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Die fachpraktische Ausbildung

In der Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher kommt der Verknüpfung von Theorie und Praxis eine zentrale Rolle zu. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass Lernort Schule und Lernort praktische Ausbildungsstätte sich als Kooperationspartner verstehen, die entsprechend des jeweiligen Ausbildungsauftrages eigene Qualitätskriterien formulieren, die das Kooperationsverhältnis beschreiben.

Um diese Verzahnung von Theorie und Praxis zu unterstützen, kooperieren VertreterInnen aus beiden Bereichen z.B. im Fachbeirat (3 gewählte Lehrkräfte der Fachschule und deren Abteilungsleitung und 4 Praxis-VertreterInnen) oder der AG „Netzwerk sozialpädagogische Orte in Verbindung“.

Bereits in der Einführungswoche zu Beginn der Ausbildung kommt der Erkundung der verschiedenen sozialpädagogischen Praxisfelder und deren Anforderungen an die zukünftigen Erzieherinnen und Erzieher eine zentrale Aufgabe zu.

Die beiden Blockpraktika in der Unter- und Oberstufe bilden dann das Kernstück der fachpraktischen Ausbildung während der ersten beiden Jahre. Laut Ausbildungsverordnung sind 460 Zeitstunden „in mindestens zwei sozialpädagogischen Einrichtungen abzuleisten, die sich hinsichtlich der Konzeption und der Zielgruppe unterscheiden.“

1. Die Einführungswoche

Die Einführungswoche findet üblicherweise zu Beginn des Schuljahres im Jugendzentrum Ronneburg oder einem entsprechenden Tagungshaus statt. Das Kennenlernen der Studierenden untereinander ist verknüpft mit ersten Kontakten zu PraxisvertreterInnen aus den verschiedenen sozialpädagogischen Arbeitsfeldern und deren Einrichtungen.

Die Leitfrage heißt: „Welche Anforderungen werden an ErzieherInnen gestellt?“ In Kleingruppen erschließen sich die Studierenden mit einer Vertreterin oder einem Vertreter aus der Praxis ein bestimmtes Arbeitsfeld im persönlichen Austausch sowie im Rahmen eines Besuches der jeweiligen Einrichtung. Durch die Medien unterstützte Präsentation bekommen alle Studierenden am Ende einen ersten Überblick über verschiedene thematische Schwerpunkte und spätere Berufsmöglichkeiten. Die Vernetzung von Schule und Praxisstellen wird auf diese Weise von Anfang an deutlich. Implizit werden die Studierenden hierbei mit persönlichen Anforderungen und Methoden der Ausbildung an der Fachschule vertraut gemacht.

 

2. Das erste Blockpraktikum in der Unterstufe

Das erste Blockpraktikum findet statt in der Unterstufe im Anschluss an die Weihnachtsferien und läuft über einen Zeitraum von ca. sechs Wochen. Hinzukommen jeweils zwei Vorbereitungs- und Nachbereitungstage. An den Vorbereitungstagen nehmen zeitweise auch die Praxisanleitungen aus den Einrichtungen teil.

Der Fokus liegt bei diesem Praktikum auf dem Orientieren - Beobachten - Überprüfen der Berufswahl.

Zwei Themenbereiche stehen im Vordergrund:

  1. Die eigene zukünftige Berufsrolle
  2. Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen gestalten

Ziele des Praktikums:

Allgemein sollen die Studierenden Handlungskompetenz durch spiralförmige Lernprozesse erwerben. Theoretisches Basiswissen und Erfahrungswissen aus praktischen Handlungsvollzügen steht so in ständiger Wechselwirkung. So werden persönliche Erfahrungen, zu denen u.a. auch das erworbene Schulwissen gehört, in Alltagssituationen überprüft, erweitert, differenziert und modifiziert. Die Studierenden sollen in diesem Zusammenhang lernen, eigene Vorstellungen von pädagogischem Handeln und Planen zu entwickeln und zu überprüfen.

Im Speziellen sollen die Studierenden:

  • einzelne Kinder bzw. Jugendliche und Kleingruppen beobachten und die aktuelle Situation analysieren;
  • Lebenssituationen und Erfahrungsbereiche einzelner Kinder bzw. Jugendlicher in Erfahrung bringen;
  • Beziehung zu Kindern bzw. Jugendlichen aufnehmen, gestalten und reflektieren;
  • Erziehungsverhalten wahrnehmen und im Gespräch klären;
  • anhand der Gestaltung des Tagesablaufes über die pädagogische Planung nachdenken (Was wird in dieser Gruppe wie und warum gemacht?);
  • eigene kleine Angebote planen, durchführen und auswerten.

Die wichtigste Tätigkeit der Praktikantin bzw. des Praktikanten soll die Beobachtung sein. Dies bedeutet, dass die Studierenden täglich eine längere Zeit gezielt beobachten, Informationen einholen und ihre Eindrücke auswerten. Hierzu ziehen sie sich teilweise aus dem aktuellen Gruppengeschehen zurück. Ansonsten nimmt die Praktikantin bzw. der Praktikant auch am Alltagsgeschehen teil und führt kleinere Tätigkeiten aus.

Organisation des Praktikums

Die Arbeitszeit beträgt wöchentlich 39 Stunden. Davon sollen 10 Stunden für Vor- und Nachbereitung, Gespräche mit der Anleitung und den Mitarbeiter/innen sowie für die Bearbeitung der Aufgabenstellungen der Schule zur Verfügung stehen. Diese 10 Stunden sollen mindestens zur Hälfte in der Einrichtung verbracht werden.

Die Praktikantin bzw. der Praktikant wird einer Gruppe und einer erfahrenen Erzieherin fest zugeordnet. Die Anleitung erfolgt durch eine Fachkraft (ErzieherIn, Sozialpädagogin) mit mindestens 2-jähriger Berufserfahrung, die möglichst nicht nur halbtags beschäftigt ist. Die Praxisanleitung arbeitet in derselben Gruppe wie die Praktikantin oder der Praktikant.

Anleitungsgespräche sollen regelmäßig stattfinden (wenn möglich eine Stunde wöchentlich sowie Austausch zwischendurch). Dem Praktikanten bzw. der Praktikantin sollte ein erster Einblick in Organisations- und Verwaltungsarbeiten gegeben werden.

Während des Praktikums werden die Studierenden in der Regel einmal von einer Lehrkraft besucht. Bei diesem Praxisbesuch nimmt die Lehrkraft an der sozialpädagogischen Praxis beobachtend teil. Diese Beobachtungen und eine Reflexion des zurückliegenden Praktikumsverlaufs sind Gegenstand eines gemeinsamen Gesprächs mit der Praxisanleitung.

3. Das zweite Blockpraktikum in der Oberstufe

Das zweite Blockpraktikum verläuft über einen Zeitraum von sechs Wochen zwischen Sommer- und Herbstferien, ebenso mit jeweils zwei Tagen der Vor- und Nachbereitung.

Der Schwerpunkt liegt bei diesem Praktikum auf dem kontextbezogenen pädagogischen Handeln. Es erfolgt klassenübergreifend und arbeitsfeldbezogen.

Folgende Themenbereiche stehen im Vordergrund:

  1. Erforschen des ausgewählten Arbeitsfeldes (Kontextanalyse)
  2. Eine Situation aus ihrem Kontext heraus verstehen
  3. Umsetzung pädagogischer Handlungskonzepte

Ziele des Praktikums

  • Kennenlernen der Organisation und Arbeitsweise der jeweiligen Institution
  • Auseinandersetzung mit der Konzeption der Einrichtung
  • Anforderungen an ErzieherInnen in diesem Arbeitsfeld kennen lernen
  • Erkundung der besonderen Situation der Klienten in dieser Einrichtung
  • Erstellung einer Kontextanalyse
  • Erlebte Situationen in ihrem jeweiligen Kontext sehen und beurteilen
  • Die eigene Rolle als angehende Erzieherin oder Erzieher im Beziehungsgeflecht von Klientel, Team und Institution in der Arbeitssituation erkennen, beschreiben und reflektieren
  • Erlebte Situationen aufgreifen und pädagogisch nutzen können (didaktisch­methodische Planung)

Für die Durchführung des zweiten Praktikums gelten entsprechende Regelungen wie für das erste.