Jubiläum des Fachbereichs Kälte-Klima-Technik an den Beruflichen Schulen Gelnhausen
Seit 25 Jahren werden alle hessischen Auszubildenden in der Landesfachklasse im Beruf „Kälteanlagenbauer/in“ bzw. seit 2007 „Mechatroniker/in für Kältetechnik“ an den Beruflichen Schulen Gelnhausen unterrichtet.
Damals wechselten die Auszubildenden von der Ludwig-Geißler-Schule in Hanau an die Beruflichen Schulen Gelnhausen.
Seither hat sich nicht nur die Zahl der Auszubildenden in diesem Beruf vervielfacht – derzeit werden knapp 500 Auszubildende im Fachbereich beschult – auch das Lehrpersonal wurde auf einen Stamm von 13 Kolleginnen und Kollegen vergrößert.
Vielleicht war es der fehlende Mut zum weiteren Ausbau der Schule in Hanau, der die Verantwortlichen damals bewog, die noch kleine Schülergruppe von der Ludwig-Geißler-Schule an eine andere Schule im Main-Kinzig-Kreis abzugeben, wie der Schulleiter der Beruflichen Schulen Gelnhausen, Oberstudiendirektor Günter Rau in seiner Begrüßung zur Feierstunde anlässlich des Jubiläums vermutete.
Er jedenfalls blickt beruhigt in die Zukunft und sieht die dynamische Schule beim Main-Kinzig-Kreis als Schulträger gut aufgehoben. So erhielt doch der Fachbereich vor gut 2 Jahren im naturwissenschaftlichen Neubau ein neues Domizil, welches die beengten Verhältnisse im alten Schulgebäude nach langer Wartezeit beendete. Die technische Ausstattung wurde von den Kolleginnen und Kollegen mitgeplant und entspricht jetzt dem aktuellen Stand der Technik.
Dem konnte Landrat Erich Pipa in seinem Grußwort nur zustimmen. Er nannte sich selbst einen Freund der Kälte- und Klimatechnik und einen Verfechter der alternativen Energien. Die Schule sei mit ihrer Ausstattung und ihrem überaus engagierten Kollegium zu einem Leuchtturm im hessischen Berufsschulwesen geworden. Er vermutet, dass kaum einer der circa 2100 Jugendlichen, die in der 25-jährigen Geschichte des Fachbereichs ausgebildet wurden arbeitslos sei, was für die Qualität der Ausbildung stehe aber auch die enorme Nachfrage in der Kälte-Klima-Branche widerspiegele. Von Seiten des Main-Kinzig-Kreis werde die Schule auch weiterhin jede mögliche Unterstützung erhalten.
Für diese Unterstützung bedankte sich im Gegenzug der Leitende Schulamtsdirektor Erich Schleßmann als zuständiger Dezernent des Staatlichen Schulamts im Namen des Landes Hessen herzlich. Er freute sich über die Erfindung der ersten Klimaanlage durch den damals 25 jährigen Willis Carrier im Jahr 1902 als Initialzündung für die heutigen Entwicklungen und wünschte dem Fachbereich weiterhin alles Gute.
Jürgen Kaul als Landesinnungsmeister der Landesinnung Kälte-Klima-Technik Hessen-Thüringen/ Baden-Württemberg empfand es als eine besondere Ehre in einer Schule sprechen zu dürfen. Er lobte die ausgesprochen gute Zusammenarbeit zwischen Innung und Schule in höchsten Tönen. Es sei außergewöhnlich, dass die beiden Partner der dualen Ausbildung ihren Auftrag in so enger Abstimmung gemeinsam wahrnehmen. Aus diesem Grund falle es der Innung auch nicht schwer die Schule finanziell zu unterstützten, z. B. bei Messebesuchen oder Studienfahrten.
Der für den Fachbereich Kälte-Klima-Technik zuständige Abteilungsleiter Studiendirektor Rainer Flach stellte anhand zahlreicher Bilder die Entwicklung in den letzten 25 Jahren anschaulich dar.
Ausgehend von einer kleinen Fachgruppe rund um den damaligen Abteilungsleiter Michael Harth begannen die Kollegen zunächst damit Materialien und Modellkälteanlagen zu konzipieren und zu erwerben. Hierfür wurden von vom Land Hessen und dem Main-Kinzig-Kreis als Schulträger erhebliche Mittel bereitgestellt.
Einen weiteren Schub durch stark steigende Schülerzahlen erlebte der Fachbereich im Jahr 2007, in dem die Ausbildungsordnung modernisiert wurde und der Beruf die Bezeichnung „Mechatroniker/in für Kältetechnik“ erhielt und gleichzeitig für industrielle Ausbildungsbetriebe geöffnet wurde.
Auch hier war Michael Harth federführend in der Rahmenlehrplankommission tätig und konnte gemeinsam mit Oberstudienrat Martin Tonert die hessischen Interessen auf Bundesebene vertreten.
Die räumliche Enge und die veraltete Technik beeinträchtigen die schulische Arbeit immer stärker und so wurde der Fachbereich im Jahr 2010 in ein ehemaliges Kasernengelände im Herzbachtal am Rande Gelnhausens ausgelagert. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die Bemühungen des rührigen Abteilungsleiters Michael Harth endlich Früchte tragen würden, auch durch die tatkräftige Unterstützung durch den damaligen Geschäftsführer der Landesinnung Kälte-Klima-Technik Herr Manfred Seikel.
Der Spatenstich für den naturwissenschaftlichen Neubau erfolgte kurze Zeit später und die neuen Räumlichkeiten konnten im Jahr 2012 bezogen werden.
Zwei Etagen des neuesten Gebäudes der größten Beruflichen Schule Hessens mit mehr als 3600 Schülerinnen und Schülern werden vom Fachbereich Kälte-Klima-Technik genutzt.
Die aufwändige Ausstattung mit einer Demo-Vollklimaanlage, Multifunktions-Werkstatträumen, Elektrolabor und Klassenräumen mit modernen Aktiv-Boards statt Kreidetafeln wird den technischen und pädagogischen Anforderungen auch in Zukunft gerecht.
Rainer Flach berichtete weiter von der Teilnahme des Fachbereichs am Hessentag 1996 mit einem Ausstellungsstand, einer Fortbildungsveranstaltung aller Kältetechnik-Lehrer aus Deutschland, die im Jahr 1997 in Gelnhausen stattfand, einem Schüleraustausch mit einer Berufsschule in Albertville/Frankreich im Jahr 2008, unzähligen Messe- und Firmenbesuchen, den jährlich stattfindenden Praxisseminaren bei GEABock in Frickenhausen, Theorieprüfungen und seit kurzem sogar dem „Schaltschrankbau“ als einem Teil der praktischen Abschlussprüfung der in den Räumen der Schule durchgeführt wird.
Herr Flach bedankte sich zum Schluss seiner Ausführungen bei allen, die die Schule in den vergangenen 25 Jahren bei ihrem Tun unterstützt haben. Ohne sie stände die Schule heute nicht da, wo sie heute steht.
Als ein Gründungsvater des Fachbereichs kam anschließend der damalige Schulleiter Gerhard Benzing zu Wort. Das Publikum konnte kaum glauben, dass eine aus heutiger Sicht so gewichtige Entscheidung wie der Wechsel der Landefachklasse Hessen zu einer anderen Schule am Rande einer Sitzung der Schulleiter der beruflichen Schulen im Main-Kinzig-Kreis zwischen dem damaligen Schulrat Karlheinz Kunkel und Gerhard Benzing zwischen „Tür und Angel“ verhandelt wurde. Die Weitsicht Benzings damals kann heute nur bewundert werden.
Grußworte sprach auch Manfred Seikel, der bis vor kurzem Geschäftsführer der heutigen Landesinnung Kälte-Klima-Technik Hessen/Thüringen Baden-Württemberg war und sich als politischer Freund Gerhard Benzings zu erkennen gab. Er habe die Schule immer gerne unterstützt und jährlich auf den „Anruf von Herrn Flach gewartet“, wenn es darum ging die Kosten für die Busfahrt zur Messe mitzutragen.
Auch ein ehemaliger Schüler kam zu Wort. Abdullah Yilmaz stellte nicht nur die von ihm im Jahr 1996 abgeschlossene schulische Ausbildung aus Sicht eines Auszubildenden plastisch dar: „Nachdem ich in dem dicken Langenscheid ein Wort nachgeschaut hatte wusste ich zwar, was der Satz bedeutet, aber in der Zwischenzeit hatte ich den ganzen Rest verpasst und musste in jeder Pause die Lehrer um Erklärung bitten. Dies geschah dann mit dem Pausenbrot in der einen und dem Stift in der anderen Hand“.
Vielmehr verkörpert er als ein damals aus der Türkei eingewanderter Mitbürger und heute in verantwortlicher Position in einem Industrieunternehmen tätiger Fachmann und Ausbilder eine Erfolgsgeschichte von Integration.
Neben den Gründervätern Benzing, Seikel und Harth ehrte Abteilungsleiter Flach auch Theo Mack. Der ehemalige Landesinnungsmeister und heutige Ehrenobermeister hatte den ersten Auszubildenden bundesweit in dem damals noch neuen Beruf ausgebildet. Als Erinnerung daran übergab Herr Mack einige Originalunterlagen aus dieser Zeit an die Schule, wofür sich Herr Flach sichtlich gerührt bedankte.
Ein Dank galt auch der Schulband unter der Leitung von Studienrat Christian Vogel, die die Feier in gewohnt professioneller Weise durch mitreißende Rhythmen untermalte.
Besonderer Dank galt aber den am Jubiläumstag anwesenden Vertretern von Industrie und Handel, darunter die Westfalengas AG mit einem Infomobil, die am Vormittag die Gäste und Auszubildenden in Vorträgen und Vorführungen über den neuesten Stand der Kälte- und Klimatechnik informierten oder ihre Produkte sehr anschaulich vorstellten.
Zum Schluss dankte der Abteilungsleiter dem amtierende Geschäftsführer der Landesinnung Kälte-Klima-Technik Herrn Jörg Peters und der „guten Seele“ der Landesinnung Frau Reissmann-Landolfo ein für die gute Zusammenarbeit und einem „immer offenen Ohr“.
Ein vom Kollegen Jochen Hartsuiker und seinen Auszubildenden zubereitetes köstliches kalt-warmes Buffet rundete den Tag ab und gab Gelegenheit für gute Gespräche in den eigens hergerichteten Räumen des Fachbereichs.
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